Der mc-68000 - Versuch einer Wiederbelebung meines Selbstbaucomputers von 1985
Ich entschuldige mich gleich dafür, wenn dieser Artikel vielleicht ein wenig nostalgisch ist. Es ist für mich eine Reise in die Vergangenheit, mit der ich zwar viele Emotionen verbinde, aber es gibt leider auch schon viele Erinnerungslücken. Vor einiger Zeit habe ich zwar schon einmal einen alten Mikrocontroller wiederbelebt, aber der mc-68000 war ein richtig großes und teures Projekt, das mich lange Zeit intensiv beschäftigt hat.
Alles begann 1982, als mein Vater völlig unerwartet einen TI-99/4A von Texas Instruments mit nach Hause gebracht hat. Damals hatte ich gerade begonnen, den Kurs "Der Computer - das unbekannte Wesen" aus der Zeitschrift Chip zu lesen, in dem die grundlegenden Prinzipien eines Computers erklärt wurden, natürlich auf sehr einfachem Niveau. Das war zwar alles extrem interessant für mich, aber eben reine Theorie. Plötzlich stand da ein richtiger Computer zuhause, und seitdem verbringe ich - beruflich und privat - bis heute sehr viel Zeit mit Computern. Wie damals üblich begann ich mit Basic. Das Buch von damals gibt es sogar auf archive.org, kaum zu glauben. Später kauften wir uns das Editor/Assembler Modul, und ich lernte den TMS9900 in Assembler zu programmieren. Ich habe daher die 8 Bit Ära nie erlebt sondern gleich mit einem 16 Bit Prozessor begonnen. Leider war das Hardware-Design des TI-99/4A nicht optimal, so dass ziemlich jeder 8 Bit Homecomputer schneller war.
1985, also vor unglaublichen 40 Jahren, entdeckte ich dann den mc-68000 Selbstbaucomputer in der Zeitschrift mc. Irgendwie habe ich scheinbar meinen Vater überzeugen können, dass das ein tolles Projekt wäre. Wir haben aber nicht den gesamten Bausatz gekauft, sondern nur die Platinen, da der komplette Bausatz viel zu teuer war. In dieser Preisliste stehen die Preise von damals:
Stattdessen haben wir in diversen Elektronik-Läden, die es damals noch gab, jedes Bauteil einzeln gekaut. Ich kann mich noch an eine Szene erinnern, als wir eine lange Liste in einem Geschäft in Würzburg abgearbeitet haben und die Kunden hinter uns schon ziemlich sauer waren, weil es so lange gedauert hat. Irgendwann hatten wir alles beieinander und ich konnte alle Bauteile auf die Platinen löten. Der Rechner bestand aus dem Mainboard, einer Floppy-Karte, einer 2 MByte Speicher-Karte und der Busterminierungs-Karte. Der Rechner war mit einem 5 1/4 Zoll und zwei 3 1/2 Zoll Diskettenlaufwerken ausgestattet. Festplatten gab es zwar schon, aber auch die waren für uns viel zu teuer. Als Betriebssystem lief CP/M 68K, daneben hatte ich noch einige Disketten mit Pascal, Modulo, Basic und diverser andere Software. An die Quelle kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber das meiste habe ich sowieso nie gebraucht, da Ich hauptsächlich in Assembler programmiert habe, was wie schon beim TMS9900 richtig Spaß gemacht hat. Wie lange ich den Rechner verwendet habe, kann ich leider auch nicht mehr sagen. Als ich 1990 nach Wien gezogen bin, gab es jedenfalls schon einen IBM-kompatiblen PC.
Als ich jetzt wieder zuhause in Deutschland war, habe ich beschlossen, den Rechner mit nach Wien zu nehmen. Ursprünglich war noch ein Monitor und eine Tastatur dabei, aber die hat mein Vater irgendwann entsorgt. Übrig ist nur noch der Rechner selber, einige Disketten und zwei Ordner mit der Dokumentation.
Ich weiß nicht, ob man den Fotos ansehen kann, wie viel Arbeit in diesem Gerät steckt. Alleine die Aussparungen in der Aluminium Front- und Rückseite. Keine Ahnung, womit ich das gemacht habe. Das Netzteil ist auch eine Spezialanfertigung und besteht eigentlich aus zwei kleineren Netzteilen, die parallel geschaltet sind.
Ich werde den restlichen Artikel eher tagebuchartig gestalten, da ich nicht weiß, wie sich dieses Projekt entwickeln wird, wie lange es dauert und ob ich den Rechner überhaupt noch einmal zum Laufen bringe...
23. Mai 2025
Endlich habe ich etwas Zeit und Platz gefunden, den mc-68000 auszuprobieren. Das erste Einschalten des Rechners war aber ernüchternd. Passiert ist gar nichts. Daher habe ich zunächst die Spannungen am Netzteil kontrolliert. Es sollten -12 Volt, +5 Volt und +12 Volt anliegen.
Das fängt ja nicht gut an. Wie man sieht, hat das Netzteil die Jahre offensichtlich nicht so gut überstanden. Ich habe mir daher mit einem alten PC-Netzteil beholfen, das auch alle nötigen Spannungen liefern kann. Der Einbau ist sehr provisorisch, aber es geht ja nur um einen Test, ob der Rechner überhaupt noch lebt.
Und siehe da, nach dem Einschalten hört man jetzt ein "Dingdong" aus den Lautsprechern. Ein sehr gutes Zeichen! Der Rechner funktioniert also grundsätzlich noch. Im nächsten Schritt wollte ich eine Diskette einlegen und sehen was passiert. Aber ich bin schon beim Einlegen gescheitert. Das Schmierfett in dem Lademechanismus hat sich inzwischen verhärtet und daher konnten sich die Teile nicht mehr bewegen. Das Problem konnte ich aber mit ein wenig neuem Schmierfett leicht lösen.
Nach dem Einlegen der Diskette hat sich das Laufwerk tatsächlich gedreht und auch der Schreib-/Lesekopf hat sich kurz bewegt. Ob die Disketten wirklich noch gelesen werden können, werde aber erst testen können, wenn ich ein Bild am Monitor habe.
Einen ersten Test habe ich daher mit dem Oszilloskop durchgeführt und den Ausgang des Videosignals gemessen.
Ich kenne mich ja nicht wirklich damit aus, aber ich denke schon, dass das wie ein Videosignal aussieht. Daher habe ich mir bei Amazon einen AV zu HDMI Konverter bestellt, der morgen schon ankommen sollte.
24. Mai 2025
Der AV zu HDMI Konverter ist angekommen. Leider ist das Gerät unbrauchbar. Der mc-68000 hat einen BAS und FBAS Ausgang und ich habe den Konverter an beiden Ausgängen probiert. Die meiste Zeit ist das Bild einfach nur blau. Gelegentlich erscheint für wenige Sekunden ein Bild, das dann aber gleich wieder verschwindet.
Ich habe auch versucht, zwischen 40 und 80 Zeichen Modus umzuschalten bzw. den Kontrast und die Helligkeit am Mainboard zu verstellen, aber ohne Erfolg. Aber auf dem letzten Bild ist zumindest zu erkennen, dass der mc-68000 die eingelegte CP/M 68K Diskette erkannt hat. Ich habe eigentlich nicht erwartet, dass die Disketten nach so langer Zeit noch funktionieren. Jetzt überlege ich, ob ich noch einen anderen Konverter bestellen soll. Zurückschicken ist bei Amazon ja kein Problem.
Ein weiteres Thema ist die Tastatur. Sie muss noch einen alten 5-poligen DIN Stecker haben. Ich konnte zwar so eine Tastatur auftreiben, aber zunächst auch hier keinerlei Reaktion. Nach Umschalten der Polarität auf dem Mainboard konnte ich zumindest bei jedem Anschlag ein Piepsen hören. Eigentlich ein gutes Zeichen. Als jedoch wieder mal kurz ein Bild zu sehen war, waren da keine Buchstaben sondern nur irgendwelche Sonderzeichen. Nach kurzer Recherche habe ich erfahren, dass es die ganz alten XT-Tastaturen und etwas neuere AT-Tastaturen gibt. Da auf meiner schon eine Windows-Taste ist, muss es sich wohl um eine neuere Tastatur handeln.
Aktuell habe ich also einen scheinbar funktionierenden mc-68000 Computer, aber weder eine Möglichkeit, etwas einzugeben noch etwas auf einem Bildschirm zu sehen.
26. Mai 2025
Ich habe mir doch noch den anderen AV zu HDMI Konverter bestellt und er ist heute schon angekommen. Mit 40 Euro ist er zwar nicht gerade billig, aber dafür funktioniert er. Die Schrift flimmert etwas, aber damit kann ich leben. Immerhin muss ich mich jetzt nicht auf die Suche nach einem alten Bildschirm machen.
Bei diesem Test war auch die 2 MByte Speichererweiterung im Rechner, womit für damalige Verhältnisse stolze 2,5 MByte zur Verfügung standen. Das zweite Bildschirmfoto zeigt die Infos, wenn die erste CP/M 68K Diskette eingelegt ist. Weiter kommt ich leider nicht, da ich bei der Tastatur noch nicht erfolgreich war. Ich habe inzwischen eine zweiter Tastatur, die wirklich sehr alt wirkt und auch keine Windows-Taste hat, aber es werden trotzdem nur irgendwelche Sonderzeichen angezeigt.
03. Juni 2025
In einem Forum bin ich auf einen Beitrag gestoßen, in dem es auch um den mc-68000 geht. Dort habe ich erfahren, dass ein Mitglied einen Tastatur-Adapter von AT nach XT gebaut hat und diese Adapter auch verkauft. Also habe ich mir so einen Adapter bestellt, der heute angekommen ist.
Der Adapter braucht zwar eine PS/2-Tastatur, aber die war leicht zu beschaffen. Anfangs erschienen wieder die gleichen Sonderzeichen, aber nach Umschalten der Tastatur-Polarität am mc-68000 Mainboard hat sie funktioniert.
Damit ist der Rechner also wieder voll funktionsfähig. Der nächste Schritt wird sein, die wenigen Disketten zu sichten, die ich von damals habe. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, nach 40 Jahren wieder an diesem Computer zu sitzen, mit dem ich damals viel Zeit verbracht habe. Und jetzt läuft er wieder. Verrückt....