Meine Website im Wandel der Zeit

Nach knapp 6 1/2 Jahren ist es wieder mal soweit. Eine neue Website. Es ist nicht die Erste und wird auch hoffentlich nicht die Letzte sein. Und es ist eine gute Gelegenheit, auf die letzten Jahrzehnte zurückzublicken. Von den simplen Anfängen bis zu den modernen Seiten, wie sie heute üblich sind. Glücklicherweise habe ich Backups, die sehr weit zurückreichen. Naja, ein Nerd halt...

Alles begann Mitte der 90er Jahre. Das Internet war noch sehr jung und unschuldig. James Gosling hatte gerade die Programmiersprache Java erfunden und wir surften mit dem Netscape Navigator durch das noch recht überschaubare Internet. Die Webseiten waren sehr einfach aufgebaut. Das lag daran, das damals HTML einfach noch sehr wenig konnte und es mit unseren 56k-Modems ohnehin schon gefühlte Ewigkeiten dauerte, bis die Daten angekommen waren. Es war auch ein sehr teurer Spaß. Man bezahlte das Internet noch pro Minute. Nein, früher war nicht alles besser. Und - kaum vorstellbar - es gab noch kein Google.

Zu dieser Zeit hatte ich mir gerade meine erste Domain gekauft. Syndik.at und meine erste Adresse war das.syndik.at. Damals fand ich das wohl witzig. Zufällig habe ich zu dieser Zeit auch gerade Java gelernt. Browser konnten sogenannte Java Applets anzeigen und so kam ich auf die Idee, die Webseite komplett in Java zu schreiben. Einfach nur um mein Wissen irgendwie praktisch umzusetzen. Sinn machte es eigentlich nicht. Und wie viele andere Technologien aus dieser Zeit sind auch Java Applets längst von der Bildfläche verschwunden. Aber mit einem uralten Firefox funktioniert sie noch.

Website als Java Applet

Was soll ich sagen. Ich war jung :)  Das Design ist „ganz leicht“ an eine bekannte deutsche Tageszeitung angelehnt und der Inhalt wohl auch nicht viel besser. Interessant ist aber der Y2K Bug

1997 war es dann wieder soweit. Inzwischen wohnte ich in einer netten kleinen Wohnung im 3. Bezirk. Es war die Zeit der GeoCities Webseiten. Animierte GIFs waren der absolute Renner. Je mehr, desto besser. Layouts wurden noch mit Frames und Tables umgesetzt. Der Under Construction Banner durfte auch nicht fehlen und natürlich ein Gästebuch! Facebook gab es noch nicht, dafür verbrachte man sehr viel Zeit im IRC.

Irgendwie bin ich damals auf die Idee gekommen, meine Wohnung zur Homepage zu machen. Diesmal war es eine richtige Website, die zwar immer noch ein bisschen Java gebraucht hat, aber größtenteils echtes HTML war. Ursprünglich waren die Seiten für einen Microsoft Internet Information Server in ASP geschrieben, weil wir den in der Firma hatten und ich ihn benutzen durfte. Später bin ich dann jedoch auf Linux umgestiegen was dank dem Apache::ASP Modul von Josh Chamas recht einfach war. Auf seiner Seite werde ich sogar bei den Credits erwähnt. Das sind schöne Erinnerungen.

Der Bildschirm war in drei Bereiche aufgeteilt, dem Wohnungsplan, ein Foto vom jeweiligen Bereich und der eigentliche Inhalt. Je nachdem, wo man auf den Wohnungsplan geklickt hat, änderten sich entsprechend die anderen Bereiche. Leider kann ich jetzt nur ein paar Screenshots zeigen, aber es hat wirklich Spaß gemacht, sich durch die Wohnung zu klicken. Es gab sogar eine Webcam mit Blick aus einem Fenster. Die xxx Seite war natürlich nur ein Fake, aber ich habe etliche Emails von Leuten bekommen, die einen Zugang haben wollten. Ich fand's lustig... Es gab auch ein „verstecktes“ Tagebuch, das einige treue Leser hatte. Das war Anlass genug, die Domain meintagebuch.net zu kaufen. Die Idee war, dass jeder dort seine täglichen Gedanken und Erlebnisse schreibt, teilen kann und sich mit anderen Leuten vernetzt. Kommen euch die Ideen bekannt vor? Allerdings habe ich das dann nicht wirklich weiterverfolgt. Später hat die ganze Welt gebloggt und sich vernetzt. Wer zu lange wartet, den bestraft das Leben. Leider wahr.

Die Jahre vergingen. Inzwischen schrieben wir das Jahr 2003. Es war Zeit für etwas Neues und die Wohnung war auch nicht mehr aktuell. Diesmal habe ich eine gemeinsame Website mit meiner damaligen Freundin gemacht. Die grundlegende Idee war ähnlich wie davor, nur ging es diesmal um die Personen. Auch diesmal konnte man sich durch die verschiedensten Themen durchklicken. Technisch war es immer noch eine Frame Lösung, nur diesmal weitaus komplexer und es hat mich einen ganzen Abend gekostet, die Seite jetzt wieder zum Laufen zu bringen. Vor allem weil sich PHP im Laufe der Jahre doch ziemlich verändert hat.

Der Schwerpunkt der Seite waren die Fotos, da sich die Fotografie zu einem immer intensiveren Hobby entwickelt hat. Das Hochladen der Fotos war aber recht umständlich, zum Beispiel mussten die Bildinformationen als HTML Code in die EXIF Daten gespeichet werden, damit sie automatisch angezeigt werden können. Genauso mussten zu jedem Foto noch eine kleine und eine große Vorschau erstellt werden. Alles bisschen mühsam. 

Da das Interesse an der Website eher einseitig war und es im Grunde nur noch um die Fotos ging, war ich mit der Website nicht mehr glücklich. Es musste wieder etwas Neues her. Und diesmal ging es nur noch um die Fotografie. Die Zeit der privaten Selbstdarstellung war vorbei. 

2008 begann ich damit, nach Ideen zu suchen. Natürlich habe ich mich auch ein wenig umgeschaut, wie andere Fotoseiten aussehen. Wirklich gefallen hat mir nichts. Ich wollte etwas ganz anderes. Aber was? Beim Nachdenken kam mir dann das Bild einer alten Schachtel voller Fotos in den Sinn, in der man herumwühlt und sich die Fotos ansieht. Das Ergebnis könnt ihr euch in dem kleinen Video anschauen. Das Hochladen von neuen Fotos war auch auf dieser Website sehr umständlich. Nicht jeder Browser war schon so weit, dass man Bilder per CSS drehen konnte. Also musste ich für jedes Foto die gedrehten Vorschaubilder manuell erstellen. Eine Photoshop Action hat mir das Leben aber etwas erleichtert.

Zwei Jahre später habe ich das Layout etwas überarbeitet, aber das Konzept ist das Gleiche geblieben. Diesmal waren die Fotos nach Jahren gruppiert, um sie etwas gezielter anschauen zu können.

website_kunstlichter_1.jpg

Eigentlich war ich mit dieser Website sehr zufrieden. Aber die Welt verändert sich. Ganz besonders in der Technik. Niemand hätte ahnen können, welche Veränderungen die Vorstellung des iPhones im Jahre 2007 bewirken würden. Es galt nun das Motto „Mobile first“, das heißt, dass eine Webseite primär für das Smartphone entwickelt werden muss, da immer mehr Menschen hauptsächlich mit dem Handy im Internet unterwegs sind. Meiner Meinung nach war das der Tod des kreativen Webdesigns. Auch ich habe mich angepasst und 2011 meine Website schon wieder umgebaut. Das Design war sehr simpel. Die Fotos wurden bildschirmfüllend angezeigt und am unteren Rand gab es eine Leiste mit den Vorschaubildern. Fertig. Dafür hatte sich an der Technik etwas Grundlegendes geändert. Es war die erste Website, die mit einem Content Management System erstellt wurde. Nach langer Recherche hatte ich mich für concrete5 entschieden, das ich auch heute noch verwende. Und es gab erstmals einen kleinen Blog.

Dann passierte etwas ziemlich Unerwartetes. Es war 2013 und plötzlich war ein Hund im Haushalt. Schlagartig veränderten sich meine Motive. Zunächst war es der eigene Hund, dann die Hunde aus dem Freundeskreis und schließlich wurde es so intensiv, dass ich sogar ein Gewerbe anmeldete. Die Pfotenfotografie war geboren. Seit damals darf ich mich offiziell Fotograf nennen. Das Layout der Website war diesmal gekauft, da ich einfach keine Lust und Zeit mehr hatte, mit HTML und CSS herumzuspielen.  Auf der Website gab es neben dem Blog nur noch Tierfotos zu sehen, weil ich sowieso nichts anderes mehr fotografiert habe. Und erstmals konnte ich meine Ausrüstung ausschließlich mit den Einnahmen aus der Fotografie finanzieren. Das war ein gutes Gefühl.

Inzwischen sind wieder einige Jahre vergangen. Ronja wohnt schon eine Weile nicht mehr bei mir und mit ihr ist auch das Interesse für die Tierfotografie gegangen. Jetzt leisten mir zwei süße Kater Gesellschaft, Einstein und Newton. Mehr oder weniger über Nacht habe ich mich nun entschlossen, die Pfotenfotografie zu beenden und durch eine neue Website zu ersetzen. Und das ist sie nun. Die alten Fotos sind wieder online, aber sonst ist der Inhalt identisch. Das Fotografieren macht mir zwar immer noch Spaß, aber es ist bei weitem nicht mehr so intensiv wie früher. Dafür möchte ich mehr im Blog schreiben, vor allem über meine Elektronik und 3D-Druck Basteleien. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

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